Wissen:
Grundlagen über die historische Entwicklungen der Medientheorien und -philosophien als Leitwissenschaften des späten 20. Jahrhunderts aus den Ursprüngen der Erkenntnistheorien.
Kennenlernen wichtiger Medientheorien und -philosophien des 20. und 21. Jahrhunderts und ihrer Urheber:innen, sowie Kenntnisse über die historische Herleitung und Entwicklungsgeschichte dieser Medentheorien aus der Philosophiegeschichte heraus.
Wissen über die historische (medien-)technologische, gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklung der Menschheit, die zu den aktuellen Medienumwelten geführt haben, in denen wir heute als digitalisierte (Post-)Industrie-Zivilisation leben.
Grundlagen über die historische Entwicklung der Medien und Medientechnologien und ihrer Auswirkungen auf den Menschen und die Gesellschaft im Wandel der Zeit von den ersten Höhlenzeichnungen über den Buchdruck bis hin zu Virtual Reality-Erfahrungsräumen.
Kenntnisse über die Definition von medientheoretischen Begriffen und Kommunikationsmodellen.
Verständnis über die Wirkung der Medienarten Text, Bild, Fotografie, Film und interaktiven Medien.
Können:
Erstellen eines Referats über eine(n) Medientheoretiker(in) oder Medienphilosophin/Medienphilosophen und sein/ihr Werk im Kontext des historisch-gesellschaftlichen Zeitgeists und der medien-technologischen Entwicklung. Herausarbeitung von Aussagen des/der Medientheoretiker(in) oder Medienphilosophin/Medienphilosophen zur Wirkung der verschiedenen Medienformen Text, Bild, Fotografie, Film und interaktive Medien. Diese Aussagen zur Wirksamkeit der einzelnen Medienformen werden auf ihre Anwendbarkeit in der Praxis digitaler Medienproduktion überprüft (Übungsteil von Medienprojekt 2).
Redaktionelle Arbeit an der historischen Online-Zeitleiste zu Medientechnologien und Mediengeschichte des Kurses; Einpflegen von historischem, medientechnologischen, gesellschaftlichem und wissenschaftlichem Wissen, Entwicklungen und Ereignissen.
Analyse von Medientheorien und Medienphilosophien des 20. und 21. Jahrhunderts hinsichtlich der Brauchbarkeit und Anwendbarkeit für aktuelle digitale Medienproduktion, die dann praktisch in den Übungen erstellt wird.
Analyse und Vergleich von Zukunftsvorstellungen, Visionen und Utopien von Medientheorien und -philosophien des 20. Jahrhunderts mit der aktuellen Entwicklung der Medienlandschaften im 21. Jahrhundert.
Haltung:
Die Bedeutung von Wissenschaftskommunikation für die Gesellschaft erkennen.
Reflexion der eigenen Medienwirklichkeit und des aktuellen Zeitgeists im Angesicht zurückliegender Medienzeitalter, deren Technologien und Medienumwelten.
Kritische Reflexion durch Vergleiche der Wirkungen von Medien auf Individuum und Gesellschaft in der aktuellen Mediengegenwart und -landschaft und früherer Medienepochen.
Bewusstsein für Welt- und Menschenbild-Entwürfe der verschiedenen Medientheorien und -philosophien und kritischer Hinterfragung ihrer Aussagen über Wirksamkeit und Auswirkungen von Medien.
Durch die Vergleiche mit der historischen Entwicklung und Vergangenheit ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass das Sein und Bewusstsein der Menschen zu allen Zeiten durch ihre zeitgenössischen Medienumwelten mit geformt und bestimmt wurden und werden.
Lehr-/Lernmethode
Vorlesungen mit live illustrations an der Tafel zur bildlichen Darstellung der historischen Entwicklung von Medien-Theorien und -Philosophien.
Diese Vorlesungen werden von einer interaktiven Online-Zeitleiste begleitet, die den Bogen der (medien-)technologischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Historie von den steinzeitlichen Höhlenmalereien der Menschwerdung bis hin in die virtuellen Realitäten der Gegenwart spannt. Die Online-Zeitleiste gibt den Studierenden einen historischen Gesamtüberblick, an dessen chronologischem Verlauf sich die Vorlesungen an einzelnen geschichtlichen Stationen entlang hangeln. Die Zeitleist dient dem Medienprojekt als semester-übergreifendes archivarisches Begleitmaterial der historischen Entwicklung und als Leitfaden für die Vorlesung. Sie wird von den Studierenden durch Recherche-Arbeit in gesellschaftlichen, technologischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Perspektiven zur Mediengeschichte ergänzt.
Die Studierenden präsentieren ihre Referate über Medientheoretiker:innen und Medienphilosoph:innen des 20. und 21. Jahrhunderts. Im Anschluss an die Referate gibt es eine Geprächsrunde über die vorgestellte Medientheorie, ihre Aussagen zur Wirkung von Medien und dem Bezug zur gegenwärtigen Medienlandschaft und den Erfahrungen, die die Studierenden in ihr machen. Die Studierenden diskutieren mit dem Dozenten die Gültigkeit, Brauchbarkeit und Anwendbarkeit der vorgestellten (historischen) Medientheorien auf den medialen Alltag und die digitale Medienproduktion der Gegenwart.
Der Vorlesungskurs von Medienprojekt 2 vermittelt den Studierenden eine Mediengeschichte, die von den Anfängen der Menschwerdung bis hin zur Virtual Reality der Gegenwart reicht. Die Vorlesungen greifen wichtige Stationen in dieser Entwicklungsgeschichte heraus und beleuchten die Verflechtung von (Medien-)Technik, Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft zu den jeweiligen Epochen der Zivilisationsgeschichte. So wird beispielsweise die historische Entstehung der Schrift als besonders einfluss- und folgenreiche Medien- und Kulturtechnik betrachtet, die die Welt und Wahrnehmung der Menschen jahrtausendelang bestimmt hat, da die Schrift Glaubens-Systeme wie die Schriftreligionen und Macht-Systeme wie die Gottkönige, ihre Staatsverwaltung und letztendlich - so Lewis Mumford - die „Megamaschine“ als Vorbedingung unserer modernen Wissenschafts- und Technik-Zivilisation entstehen lassen konnten. Es geht sogar noch tiefer in den Kaninchenbau unseres heutigen Denkens: Die Erfindung der Schrift war überhaupt die Geburt von Geschichte, und die Zeile, an der man die Entfaltung von Gedanken oder Geschichten entlang liest mündet schließlich im Zeitstrahl unseres modernen linearen Fortschrittglaubens. Die uralte „Machtmaschine Medien“ und ihre Mechanismen lassen sich auch heute in unserer aktuellen durch soziale Medien geprägten Lebensrealität wiederfinden.
Medientheorien und -philosohpien wurden zwar erst im (Massen-)Medienzeitalter des 20. Jahrhunderts zur Leitwissenschaft (medial turn), aber ihre Entstehung hat erkenntnistheoretische Vorläufer, die vom vedischen Konzept der verhüllten Wahrheit „Maja“ im 16. Jahrhundert vor Christus über die Steintafeln Moses’ und dem Aufstieg der Schriftreligionen, Platons Schriftkritik und Aristoteles’ Medienbegriff bis hin zum „Ding an sich“ bei Kant und der Dialektik bei Hegel und Marx und schließlich mit den radikalen Konstruktivisten im 20. Jahrhundert zur integrierten multimedialen Allmachts- und Gesamtschau explodieren - der prime time der Medienwissenschaften, Medientheorien und -philosophien.
Eine übersichtliche, ganzheitliche Entwicklungsgeschichte der Medien hat dem Dozenten selbst im Studium immer gefehlt, daher wird der Zeitstrahl zum Leitstrahl in dieser Vorlesung - die große Achse der Entwicklung der Dinge muß sichtbar werden, sonst verfängt man sich im Hier und Jetzt des Pixels. Medien und Medientechniken sind immer auch Kind ihrer jeweiligen Zeit. Sie beeinflussen die Menschen, werden aber eben auch vom Stand der Dinge - vor allem dem Stand der Technik beeinflusst. Es reicht nicht aus, die Meilensteine der Medientechnik auswendig zu kennen, sondern man muß die Medientechnik im Kontext einordnen können - jene Medienwirklichkeit hat in der ersten industriellen Revolution stattgefunden, oder diese Entwicklung gab es nach dem zweiten Weltkrieg, oder: die elektronischen Medien als sogenannte „neue Medien“ haben uns überhaupt erst wieder bewußt gemacht, dass Schriftlichkeit auch ein Medium ist. Im 20. Jahrhundert wurden Medientheorien zur Schrift entwickelt, weil die Gesellschaft - nach jahrtausendelangem Gebrauch von Schrift - schriftvergessen war. Die erste Funkübertragung des 20. Jahrhundert hatte sozusagen die Schaffung der Zeitungswissenschaft als erste „Medienwissenschaft“ des 20. Jahrhunderts zur Folge.
Der berühmteste Medientheoretiker im 20. Jahrhundert - Marshall McLuhan - wurde 1911 geboren und hat erst in der Mitte seines Lebens die neue Technologie des Digitalrechners erlebt. Trotzdem - oder gerade deshalb - war er durch sein Verständnis von Medien in der Lage, das Internet vorherzusehen, weil er das Wesen des Mediums Computer als „Ausweitung unseres zentralen Nervensystems“ erkannt hatte, zu einer Zeit, wo Rechner noch mit Röhren gearbeitet haben und riesige zimmerfüllende Schränke waren, die mit Lochkarten gefüttert wurden.
Die historische, gesellschaftliche, technologische und wissenschaftliche Entwicklung hin zu den Medientheorien und -philosophien der (Post-)Moderne vermittelt den Studierenden wichtigen geschichtlichen Kontext und Verortung im Zeitgeist, um die Entwicklung der Medientechnologien zu verstehen und letztendlich auch den aktuellen Stand unserer Medien-Realität herzuleiten und in Relation zu früheren Medienwirklichkeiten zu setzen.
Diese historische Einordnung ermöglicht den Studierenden auch informierte Projektionen in mögliche mediale Zukünfte, an deren digitalen Umsetzung sie mitwirken werden.
Medienprojekt 2 verbindet diese Theorien über die Medien mit der Praxis in den Übungsarbeiten. Die Studierenden überprüfen kritisch den Theorieanspruch am eigenen Arbeiten mit digitalen Medien: Helfen uns die Medientheorien des 20. und 21. Jahrhunderts in unserer praktischen Kommunikations- und Gestaltungsarbeit in digitalen Medien?
Referat über Medientheoretikerin/Medientheoretiker oder Medienphilosophin/Medienphilosophen des 20. und 21. Jahrhunderts unter Betrachtung der Vita, des Werks, des gesellschaftlichen-technologischen Zeitgeist und historischen Kontexts, in dem das Werk verfasst wurde, die Aussagen über die verschiedenen
Lehr-/Lernmethode
Die Studierenden schlüpfen in die Rolle einer Medien- und Kommunikationsagentur mit dem Auftrag, eine wissenschaftliche Erkenntnis, die sie selbst für wichtig halten, in eine Kernbotschaft zu verwandeln und diese durch fünf Medienformen und -formate (Text, Bild, Fotografie, Film, Interaktivität) durchzudeklinieren. Die wissenschaftliche Kernbotschaft bleibt dabei immer die selbe und wird in den fünf aufeinanderfolgenden Übungen einmal als Text, einmal als Bild/Illustration, als Fotografie, Film oder interaktive Anwendung von den Studierenden in Einzel- oder Gruppenarbeit selbständig konzeptioniert, gestaltet und produziert.
Der Dozent gibt beim Briefing der 5 Übungen (Text, Bild, Fotografie, Film, Interaktivität) erfolgreiche Praxis-Beispiele aus der Welt des Marketings und der Werbung, der Kommunikations- und PR-Arbeit in Kommerz, Unterhaltung, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit. Diese Beispiele beziehen sich auf die besonderen und unterschiedlichen Wirkungsweisen der Medien in den Konzeptions- und Gestaltungs-Disziplinen Texten, Copy writing, Grafik-Design, Illustration, Fotografie, Film, Animation und interaktiven Angeboten.
Die Arbeiten werden jede Übungsstunde präsentiert und in der Gruppe mit dem Dozenten besprochen. Das Feedback ist dabei zweigeteilt: Es gibt eine Inhaltsangabe, bzw. Bildbeschreibung, in der sprachlich und sachlich beschrieben wird, was medial dargestellt wird. Danach folgt eine Diskussion darüber, was die beabsichtigte Botschaft und Bedeutung der Medienproduktion war, und vergleichen sie mit dem Kommunikationsziel der Autor:innen.
Der Dozent gibt darüberhinaus fachliches Feedback zur Konzeption und Gestaltung der Arbeiten.
Bei den Präsentationen der Übungen besprechen die Studierenden die unterschiedlichen Wirkungen der für die Kampagne eingesetzten Medien und vergleichen ihre Erfahrung aus der Praxis der Medienproduktion im Übungsteil mit den Aussagen der im Vorlesungsteil behandelten Medientheorien und -philosophien: Sind Aussagen von Medientheorien des 20. Jahrhunderts zu Wirkung und Eigenschaften der Medien digitaler Medienproduktion im 21. Jahrhundert noch oder überhaupt brauchbar? Kritisches Hinterfragen der Medientheorien im Vorlesungsteil von Medienprojekt 2 in Bezug auf die eigene digitale Medienproduktion im Übungsteil.
Inhalt
Den Studierenden wird eine der größten gesellschaftlichen Kommunikations-Herausforderungen unserer Zeit als Übung übertragen:
Sie sollen der im Online-Ozean der digitalen Medien in Not geratenen Wissenschaftskommunikation helfen, sich in einem Meer von Zerstreuung, Unterhaltung, aber auch Desinformation und Falschmeldungen, Gehör für gesellschaftsrelevante Fakten und Erkenntnisse der Wissenschaften verschaffen. Dazu schlüpfen die Studierenden in diesem Übungskurs in die Rolle einer Medien- und Kommunikationsagentur, die den Auftrag hat, der Wissenschaftskommunikation, die in unseren Zeiten in Not geraten ist, zu helfen, ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse oder Ergebnisse so zu kommunizieren, daß sie die Gesellschaft kognitiv UND emotional erreicht.
Die Studierende recherchieren, konzeptionieren, organisieren und produzieren selbst oder in Gruppenarbeit eine Medienkampagne zu einer wissenschaftlichen Erkenntnis oder Aussage. Die Studierenden entscheiden dabei selbst, welche wissenschaftliche Erkenntnis oder welche wissenschaftliches Ergebnis ihnen persönlich so wichtig erscheint, daß sie es mit einer Medienkampagne der Öffentlichkeit vermitteln möchten.
Dabei ist es wichtig, daß die ausgewählte wissenschaftliche Erkenntnis und der daraus resultierenden Handlungsbedarf in einer Kommunikations-Kampagne der Öffentlichkeit so präsentiert wird, daß diese davon in ihrem Wissen, ihrer Haltung und ihrem Verhalten entsprechend beeinflusst wird.
Die Studierenden wenden dabei die Arbeitsschritte und Arbeitsmethoden einer digitalen Medien- und Kommunikations-Agentur an, nur dieses Mal nicht um Marketing, Werbung und PR für das Wirtschaftssystem zu machen, sondern um Marketing, Werbung und PR für das Wissenschaftssystem zu machen: Sie suchen sich ein wissenschaftliches Thema aus, recherchieren dazu die wissenschaftliche Quellen, arbeiten im Sinne einer wissenschafts-journalistischen Arbeitsweise die wissenschaftliche Aussage oder Erkenntnis so heraus, daß sie in einem nächsten Schritt in der Lage sind, aus dieser Kernaussage mit den Mitteln des copy writing aus der Werbebranche eine kurze, emotionale, aber wissenschaftlich korrekte Kommunikations-Botschaft zu texten. Diese Kernbotschaft wird dann in der Kampagne in fünf aufeinanderfolgenden Übungen in den unterschiedlichen Medienformaten Text, Bild, Fotografie, Film und Interaktivität konzeptioniert, gestaltet und produziert. Da es immer dieselbe Botschaft ist, die in den verschiedenen Medien kommuniziert werden soll, können die Studierenden die unterschiedliche Erzähl- und Darstellungsweise mit den Medien, sowie ihre unterschiedlichen Wirkungsweisen beim Rezipienten an der eigenen Arbeit und Auseinandersetzung mit den Medienformen erlernen. Die medientheoretischen Konzepte und Begriffe aus dem Vorlesungskurs über Eigenschaften und Wirkungen von Medien ergänzen diese Untersuchung der praktischen Arbeit und lassen die Studierenden auch über die (Alltags-)Tauglichkeit und Anwendbarkeit der großen Medientheorien und -philosophien des ausgehenden 20. Jahrhunderts in ihrer praktischen Gestaltungs- und Produktionsarbeit in den Übungen nachdenken.
Im Raum steht dabei die spannendste Frage der Wirksamkeit von Medien im Raum zur Diskussion: Wirken Medien überhaupt bei Menschen und wenn ja, wie? Diese Fragestellung ist eng verknüpft mit den Medientheorien und -philosophien, die im Vorlesungskurs von Medienprojekt 2 besprochen werden.
Somit hat der Übungskurs drei Schwerpunkte, die Theorie, Praxis und Rezeption miteinander verknüpfen und ein ganzheitliche und gesellschaftsrelevante Lernerfahrung zur digitalen Medienproduktion ermöglichen: Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf der Wissenschaftskommunikation, der Design-Schwerpunkt liegt auf den unterschiedlichen Gestaltungsarten der verschiedenen Medienformen und der theoretische Schwerpunkt liegt auf der Wirkungsweise der Medien.
In fünf Übungen recherchieren, konzeptionieren, entwerfen und produzieren die Studierenden eine durchgehende Medienkampagne für Wissenschafts-Kommunikation, in der sie die selbe Botschaft in fünf verschiedenen Medienformaten (Text, Bild, Fotografie, Film und Interaktivität) umsetzen. Diese fünf Medienproduktionen werden inhaltlich und gestalterisch als Gesamt-Produktion bewertet.